|
(ein Bericht von SK Helmut
Horn)
Im Jahre 1970 konnte die SKG ein nicht alltägliches Jubiläum
begehen. Unser schwimmendesClubheim, die "Elise" wurde 80 Jahre
alt. Aber aller Schnaps und alles Bier, das zu Ehren
derJubilarin floss, konnten nicht darüber hinweg täuschen, dass
die alte Dame im Rumpf arg verrostet und verfault war, und auch
der Aufbau nicht mehr lange halten würde!
Schon einmal war sie bereits "abgesoffen" und musste vom
Technischen Hilfswerk wieder leer gepumpt werden. Lag sie bei
niedrigem Wasserstand auf Grund, so bestand die permanente
Gefahr, dass der hölzerne Boden eingedrückt werden würde;
schwamm sie dann wieder auf, hatte sich der Rumpf verzogen, dass
sie stark leckte. Wenn dann die Pumpe ausfiel, konnte es leicht
passieren, dass sie wieder "auf Tiefe" ging.
So beschloss man denn, kein Geld mehr in irgendwelche
Reparaturen zu stecken, sondern sich allmählich nach einem
Ersatz umzusehen. Es sollte wieder ein schwimmendes Clubheim
werden, denn damit würden wir mobil bleiben und brauchten auch
bei getrennten Winter- und Sommerliegeplätzen nicht auf unsere
Gemütlichkeit in eigenen Räumen zu verzichten. Schon im nächsten
Jahr bot sich eine Chance. Nach vergeblichem Suchen hier in
Norddeutschland bekamen wir Angebote aus Holland, und zwar für
gebrauchte Wohnschiffe, die in Holland nicht mehr erlaubt waren
und deshalb zum Verkauf angeboten wurden.
So machte sich eines Tages eine "Autoladung" Segelkameraden auf
den Weg nach Sliedrecht an die Waal, um an Ort und Stelle die
Angebote zu prüfen. Experten hatten zu diesem Zweck neben
Zollstock, Messer und Hammer auch Beil und Brechstange
mitgenommen. Das erste Wohnschiff gefiel uns gut, war aber
leider schon verkauft. Das nächste war größer, aber weniger
gepflegt, die räumliche Aufteilung jedoch brauchbar. Einige
Segelkameraden rissen in Gedanken schon Wände ein oder zogen
neue, andere wiegten noch nachdenklich die Köpfe, da nahte die
Entscheidung in Form der Brechstange. "Kommt mal mit", sagte
Bernd und führte uns aufs Vorschiff. Dort hob er den
Vorlukdeckel hoch und deutete auf den eisernen Boden des
Schwimmkörpers. Gammlig und angerostet sah er aus. Dann hob er
die Brechstange und ließ sie mit der Spitze sachte auf den Boden
fallen. "Flupp" machte es, und deutlich zeichnete sich eine
Beule im Blech ab. Damit war der Fall gelaufen. Einige
Segelkameraden meinten später, wir hätten noch Glück gehabt,
dass die "Stange de la brech" nicht durchgefallen sei.
Nun fragten wir den Minherrn van Rees, ob er nicht etwas
Stabileresanzubieten habe. "Ja", meinte er, "aber kein
Wohnschiff, sondern eine eiserne Schute, eine Deckschute, so,
wie sie hierzulande beim Wasserbau Verwendung findet". Er habe
im Augenblick keine Arbeit für sie, wir könnten sie ja mal
ansehen.
In einer älteren Barkasse querten wir alsbald den Waal und
liefen in einen kleinen Hafen am Südufer ein. Hier lagen mehrere
Arbeitsfahrzeuge vor Anker, an denen Minherr recht und schlecht
vorbeikutschierte.
Schließlich hatten wir aber doch ein Fahrzeug fest voraus, das
anscheinend das Ziel unserer Reise werden sollte. 20 Meter vor
der Bordwand nahm Minherr das Gas weg und wollte auskuppeln;
aber es blieb beim guten Willen, denn so oft er auch reißen
mochte, es kam nichts. Und weil er in der Aufregung und in dem
Bemühen, es doch noch zu schaffen, das Steuern vergaß, sausten
wir der Schute vierkant in die Seite. Einige von uns fanden sich
danach auf den Bodengrätings wieder.
Der erste, der seine Sprache wieder fand war Jupp: "Die ist
gesund, das kann man hören", meinte er. Es war die Deckschute
Nr. 591, von 23,24 Metern Länge, 5,23 Meter Breite sowie einer
6mm starken Außenhaut. Sie war 10 Jahre alt, vor kurzem erst
gedockt und konserviert worden. Seitdem lag sie arbeitslos hier
vor Anker und war so wenig abgenutzt, dass man innen teilweise
noch den Hammerschlag an den Platten sehen konnte.
Wir wurden uns über den Preis schnell einig und wenn auch noch
Schleppkosten bis Emden anfallen würden, so war das kerngesunde
Schiff dann immer noch preisgünstig. Im August übernahmen einige
Segelkameraden die Schute in Emden und schleppten sie mit durch
den Ems - Jade - Kanal nach Mariensiel.

Dort übernahm sie ein Schlepper vom WWA und brachte uns durch
die Seeschleuse auf die Jade und nach Rüstersiel.

In vielen Arbeitsstunden und unter größten Mühen und Plackereien
wurde dann von den Mitgliedern der Aufbau erstellt und dieser
zum Clubheim ausgebaut. Diese Arbeiten dauerten von Herbst 1972
bis Frühjahr 1974. Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang
noch unser SK Hans Schütte, der in schwieriger Situation die
Initiative ergriff und unter totalem Einsatz seiner Person den
ins Stocken geratenen Bau wieder in Gang brachte und durch sein
Vorbild viele andere mitriss. Die Mai - Versammlung des Jahres
1974 konnte die SKG dann wieder im eigenen Clubheim abhalten.
Wenig später fand dann die offizielle Einweihung statt. |
|